Welten erlesen – für Kinder, die Geschichten verstehen
Der erste Eindruck
Rosalie hatte mich auf dem ersten Blick! Die blaugrüne Frisur, das Tüll-Tutu und die gelben Gummistiefel – wie sie da so freundlich winkt… Und dann noch die ganze Geschichte (okay, das wusste ich vor dem Lesen natürlich nicht) auf einem Blick auf dem Cover. Ich glaube ich hatte an dem Tag noch nicht gefrühstückt, die Brötchen überall haben mir dann den Rest gegeben. Mega! Der erste Eindruck zum Buch war: witzig, bunt, fröhlich, viel zu viel – großartig wimmelig! Wie passt all das, was ich da vorne drauf sehe in eine Geschichte?, hab ich mich gefragt. Und Nina Dulleck hat mir eine hervorragende Antwort darauf gegeben, die mich, andere Eltern und kleine Zuhörer*innen gleichermaßen begeistert!
Die Geschichte
Es ist Wochenende, Rosalies Eltern schlafen noch. Rosalie ist gerade frisch eingeschult und seitdem noch schlauer, als ohnehin schon. Sie überlegt, was sie tun könnte, in der Zeit, die ihre Eltern noch brauchen, um AUS-ZU-SCHLAFEN. Sie beschließt: ein Abenteuer muss her! Aber was für eins? Ein Einhorn fliegen lassen? Eine Expedition durch die gruselige Finsterhecke? Sich einem Meermonster entgegenstellen (großartig: „mit OHNE Schwimmflügel“)? Rosalie stellt schnell fest, dass man sich Abenteuer nicht aussuchen kann, sie passieren einfach. Also beschäftigt sie sich erst einmal anderweitig. Bis sie Hunger bekommt. Da ihre Eltern aber noch nicht aufstehen wollen, schlägt ihr Vater vor, dass sie ja schon einmal die Brötchen fürs Frühstück beim Bäcker besorgen kann. Und auf einmal „ist das Abenteuer TATSÄCHLICH von selbst um die Ecke gekracht!“
Unterwegs schließen sich ihr Fantasiewesen wie der Treppenhauselefant, die Pupselfe und der Schrimp an. Sie helfen Rosalie ihren Mut nicht zu verlieren und den Weg zum Bäcker (ganze 2 ½ Häuser weiter!) ganz alleine hin und zurück zu schaffen. Denn was für uns Erwachsene eine läppische Erledigung ist, ist für eine Erstklässlerin eine nervenaufreibende, spannende, vielleicht sogar beängstigende Erfahrung. Die Rosalie aber mit Herz und fantasiegeladenem Verstand meistert!
Sprache und Illustrationen
Der Sprachwitz trifft genau meinen Humor (und auch den anderer, ist ja viel wichtiger 😉). Manches ist eher für die vorlesenden Personen vorgesehen, anderes lässt Kinder schmunzeln. Das eine auf der Ebene der Schriftsprache und unter Aspekten der Literalität (bzw. Literaturerfahrung) und das andere durch die Bildsprache. Diese bunten, fast überfüllten, aber dann doch gut durchdacht und witzigen, liebevollen Illustrationen sind hervorragend geeignet für eine genaue Bildbetrachtung und eine dialogische Vorlesesituation. Man merkt dem Buch sofort an, dass es aus einer Hand (Text und Illustrationen) kommt, denn es ist einfach rund. Besonders schön ist auch die Umgangssprache im Text: „Isso!“, „Das schaffste…“ und viele weitere Dialektformen lassen den Text ganz nah an mein Herz. Da tuste n bissken Heimat beim Lesen haben! – ok ich übe mich noch im Ruhrpottisch, auch wenn die Nina Dulleck nich von hier kommen tut. Genug davon!
Die Typografie ist kindgerecht, wenn auch für Leseanfänger eventuell zu Beginn etwas schwierig zu lesen. Ein erfahrener Leser stört sich daran nicht und die unterschiedliche Gestaltung hilft sogar bei der Vorlesegestaltung!
Einige Wörter wie „Schwuppsdich“ und „Zackiflumbacki“ sind hier bereits im Familienwortschatz etabliert und bieten zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten.
Fazit
„Rosalie“ hat auf jeden Fall das Potenzial zum Lieblingsbuch. Es hat alles, was ein gutes Kinderbuch meiner Meinung nach ausmacht: eine fantasievolle Geschichte in einem realen Setting. Mit Mut und einem Quäntchen Vorstellungskraft erlebt man tolle Abenteuer, lernt dazu, das Selbstvertrauen wird größer. Die Figur hat einen hohen Identifikationscharakter und auch die Eltern werden sich in denen von Rosalie (ertappt!) wiedererkennen. Sprache und Bilder machen Groß und Klein Spaß, ein Buch, dass nach jedem Beenden des letzten Kapitels ein „Noch mal von vorne!“ hervorruft. Noch ein Buch, dass in keinem Regal, bzw. in keiner Kinderhand fehlen darf!
Und ja, Nina Dulleck, dieses Buch wird viele Kinderzimmer erobern (es hat durch mich schon einige Zuhausi – kein Plural vorhanden – gefunden!) und es ist auf jeden Fall „extremst preisverdächtig“. Ich verleihe „Rosalie – Ein Abenteuer zum Frühstück“ den WunderBallon des Frühlings in der Kategorie VORLESEBUCH. Danke, Nina Dulleck, für so ein großartiges Buch!
Elternstimme:
„Rosalie – Ein Abenteuer zum Frühstück“ ist ein wunderbar farbenfrohes Buch für Kinder und ihre Eltern. Es ist voller Fantasie, mit Liebe zum Detail gestaltet und spannend zu lesen. Unsere Lieblingsstelle sind die „Mama-EXTRA-Regeln für gegen EXTREM-zu-schnelles Ausschlafen“.
„Rosalie – Ein Abenteuer zum Frühstück“
Text und Illustration: Nina Dulleck
Verlag: Arena
Erscheinungsjahr: 2021
ISBN: 978-3-401-60587-6
Coverbild: Copyright Arena Verlag
Vielen Dank dem Arena Verlag für die Zusendung des Rezensionsexemplares!